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Wollläuse auf Pflanzen wirksam bekämpfen – Ursachen, Mittel & was wirklich hilft!

Du entdeckst plötzlich kleine, weiße, watteähnliche Knäuel auf deinen Pflanzen? Die Blätter vergilben, das Wachstum stockt – und du hast das Gefühl, dass sich etwas Unheilvolles ausbreitet? Dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Wollläuse (Pseudococcidae) – einen der hartnäckigsten Pflanzenschädlinge überhaupt.


In diesem wissenschaftlich fundierten, extrem ausführlichen Praxis-Guide erfährst du alles, was du wissen musst, um Wollläuse effektiv zu erkennen, biologisch und chemisch zu bekämpfen, Rückfälle zu verhindern und deine Pflanzen dauerhaft gesund zu halten. Basierend auf aktuellen Erkenntnissen aus der Pflanzenpathologie, Nützlingseinsatz und praktischer Gartenbaupraxis.


Inhaltsverzeichnis

1. Was sind Wollläuse?


Wollläuse – häufig auch Schmierläuse genannt – sind pflanzensaftsaugende Insekten aus der Familie der Pseudococcidae. Sie gehören zur Ordnung der Schildläuse (Coccoidea), unterscheiden sich jedoch durch ihren fehlenden Schildpanzer und den charakteristischen weißen, watteartigen Überzug, der sie für das bloße Auge sichtbar macht. Dieser besteht aus wachsartigen Absonderungen, die nicht nur der Tarnung dienen, sondern auch vor Umwelteinflüssen und Pflanzenschutzmitteln schützen.


Anders als viele andere Schädlinge sind Wollläuse keine punktuell auftretenden Parasiten – sie entwickeln sich in komplexen Entwicklungszyklen, vermehren sich explosionsartig unter günstigen Bedingungen und bleiben dabei oft lange unentdeckt. Die adulten Weibchen erreichen eine Größe von 3–6 mm, sind unbeweglich oder nur langsam kriechend und werden von Laien häufig fälschlich für Pilzbefall oder harmlose Rückstände gehalten.


Wollläuse auf Pflanzen wirksam bekämpfen – Ursachen, Mittel & was wirklich hilft!

💡 Besonders gefährlich: Die Kombination aus Tarnung, schneller Reproduktion (oft auch ungeschlechtlich) und Widerstand gegen viele Mittel macht Wollläuse zu einem der gefürchtetsten Schädlinge im Hobby- und Profigartenbau.

2. Wie erkennst du einen Befall?


Ein Befall mit Wollläusen kann – je nach Art, Ausmaß und Pflanzentyp – unterschiedlich aussehen. Dennoch gibt es eine Reihe klarer Indizien, die du kennen solltest, um rasch reagieren zu können. Der wichtigste Punkt: Je früher du den Befall entdeckst, desto größer sind deine Erfolgschancen bei der Bekämpfung.


Typische Symptome eines Wolllausbefalls:


  • Weiße, watteähnliche Ansammlungen in Blattachseln, an Triebspitzen, Blattunterseiten oder entlang der Blattadern


  • Klebriger Belag auf Blättern und Oberflächen durch den abgesonderten Honigtau


  • Gelblich verfärbte, schlaffe oder deformierte Blätter


  • Wachstumsstörungen und Triebabbrüche, vor allem bei Jungpflanzen


  • Reduzierte Blütenbildung oder vorzeitiges Blütensterben


  • Rußtaupilze, die sich auf dem Honigtau ansiedeln und die Blätter schwärzen


  • Abwurf von Blättern, beginnende Welke und schließlich das Absterben der Pflanze bei unbehandeltem Massenbefall


Spezialfall: Wurzelläuse


Ein besonders tückischer Befall kann auch unsichtbar im Verborgenen stattfinden – nämlich an den Wurzeln im Substrat. Dabei wirst du zunächst lediglich ein nachlassendes Wachstum, reduzierte Wasserausnutzung, welkende Blätter trotz feuchter Erde oder plötzliches Eingehen bemerken. Grabe in diesem Fall die Wurzelballen vorsichtig aus und achte auf Wurzelläuse oder klebrige Substratrückstände.


Wurzelläuse

💡 Tipp: Kontrolliere immer auch den Topfrand, den unteren Stängelbereich und den Untersetzer – Wollläuse lieben enge, geschützte Spalten.

3. Warum Wollläuse so gefährlich sind


Wollläuse stellen nicht nur eine optische Beeinträchtigung deiner Pflanzen dar – sie sind hochgefährliche Schädlingskomplexe, die massive physiologische Schäden verursachen können. Ihr Schadbild ist das Ergebnis mehrerer gleichzeitiger Prozesse:


3.1 Direkter Schaden durch Saugtätigkeit


Die Insekten stechen mit ihren Stechrüsseln in das Phloem der Pflanzen (Leitgewebe für Nährstoffe) und entziehen dort kontinuierlich Zellsaft, was die Pflanze erheblich schwächt. Dabei wird die Assimilation gestört, was sich in Kümmerwuchs, Chlorose und Wachstumsstillstand äußert. Besonders gefährdet sind junge Triebe und Pflanzen mit weichem Gewebe.


3.2 Honigtau und Sekundärinfektionen


Während der Nahrungsaufnahme scheiden Wollläuse große Mengen an Honigtau aus – eine zuckerhaltige, klebrige Substanz, die sich auf Blättern und angrenzenden Oberflächen ablagert. Dieser Belag ist nicht nur optisch störend, sondern fördert die Besiedelung mit Rußtaupilzen, die die Photosyntheseleistung weiter reduzieren.


3.3 Übertragung von Viren und Bakterien


Wollläuse können beim Saugen auch phytopathogene Viren oder Bakterien übertragen, insbesondere bei engen Pflanzabständen oder in Gewächshauskulturen. So werden sie zu Vektoren für weitere schwer zu kontrollierende Pflanzenkrankheiten.


3.4 Verstecktes Verhalten und Resistenzen


Wollläuse nutzen ihre wachsartige Schicht, um sich vor Kontaktinsektiziden zu schützen. Zudem verkriechen sie sich in Stängelbasen, Blattscheiden, Ritzen und Substraten, wo sie unbemerkt überdauern und zurückkehren können – sogar Wochen nach scheinbar erfolgreicher Bekämpfung. Einige Populationen zeigen bereits Resistenzen gegen gängige Mittel, was ihre Bekämpfung zusätzlich erschwert.


4. Ursachen für einen Wolllausbefall


Wollläuse sind klassische Schwächeparasiten – sie befallen bevorzugt Pflanzen, die bereits durch äußere oder innere Faktoren geschwächt sind. Dabei nutzen sie Ungleichgewichte in der Versorgung, im Klima oder im Bodenmilieu gezielt aus. Ein Befall ist daher oft Symptom eines tieferliegenden Problems.


Die häufigsten Ursachen im Überblick:


  • Trockene Luft – insbesondere während der Heizperiode in Innenräumen sinkt die relative Luftfeuchtigkeit oft unter 40 %, was das Pflanzengewebe austrocknet und Stressreaktionen begünstigt.


  • Zu warme Überwinterung – viele Pflanzen benötigen in der Ruhezeit niedrigere Temperaturen. Wenn es zu warm ist, bleiben Wollläuse aktiv, während die Pflanze in den Ruhemodus geht – ein gefundenes Fressen.


  • Stickstoffüberschuss – eine übermäßige Stickstoffdüngung führt zu weichem, saftigem Gewebe, das von Wollläusen bevorzugt besiedelt wird. Gleichzeitig wird die Abwehrkraft der Pflanze reduziert.


  • Stauende Luft – in schlecht belüfteten Räumen oder dicht gedrängten Pflanzenansammlungen kann sich Hitze stauen, was Schädlinge anzieht und die Ausbreitung beschleunigt.


  • Staunässe und Wurzelfäule – geschwächte Wurzeln sind nicht mehr in der Lage, Wasser und Nährstoffe effizient aufzunehmen. Die Pflanze wird anfälliger für Parasiten, insbesondere für Wurzel-Wollläuse.


  • Neue Pflanzen ohne Quarantäne – importierte oder aus Gartencentern stammende Pflanzen sind häufig bereits befallen. Ohne Isolierung können Wollläuse schnell auf andere Gewächse überspringen.


Ursachen für einen Wolllausbefall

💡 Fazit: Die beste Prophylaxe gegen Wollläuse beginnt mit optimalen Kulturbedingungen. Starke Pflanzen mit intaktem Immunsystem werden deutlich seltener befallen.

5. Sofortmaßnahmen bei akutem Befall


Ein Wolllausbefall ist kein Grund zur Panik – aber ein deutlicher Handlungsauftrag. Je früher du reagierst, desto besser kannst du eine Ausbreitung verhindern und die Pflanze retten. Ziel ist es, die Population sofort einzudämmen und die Pflanze aus der Infektionskette herauszulösen.


So gehst du richtig vor:


  1. Befallene Pflanze isolieren: Stelle sie getrennt von anderen Pflanzen auf – möglichst in einen anderen Raum. So verhinderst du, dass die Läuse auf Nachbarpflanzen überwandern.


  2. Abbrausen mit Wasser: Dusche die Pflanze mit lauwarmem Wasser gründlich ab – von allen Seiten, besonders unter den Blättern. Dies entfernt auch Larven und Honigtau.


  3. Stark befallene Pflanzenteile entfernen: Schneide befallene Triebe, Blätter oder Wurzelsegmente großzügig zurück und entsorge sie im Hausmüll, nicht auf dem Kompost.


  4. Raumklima anpassen: Erhöhe die Luftfeuchtigkeit, z. B. durch regelmäßiges Besprühen oder Luftbefeuchter. Gleichzeitig sollte die Luft gut zirkulieren, um Mikroklimata zu vermeiden.

💡 Wichtig: Wiederhole die Kontrollen täglich in den ersten zwei Wochen – Wollläuse können sich auch nach dem ersten Eingriff weiterentwickeln.

6. Biologische Bekämpfung – wirksam und umweltschonend


Wenn du auf chemische Mittel verzichten möchtest – oder einen Befall nachhaltig, umweltfreundlich und rückstandsfrei bekämpfen willst – ist der biologische Weg die ideale Lösung. Besonders im Innenbereich oder im Gewächshaus bieten sich Nützlinge und pflanzenbasierte Mittel an.


6.1 Nützlinge gegen Wollläuse


Einige Nützlingsarten haben sich auf Wollläuse spezialisiert und leisten im professionellen Gartenbau seit Jahren exzellente Dienste:


  • Australischer Marienkäfer (Cryptolaemus montrouzieri)Der „Wolllauslöwe“ unter den Marienkäfern. Sowohl die Larven als auch die adulten Käfer fressen alle Entwicklungsstadien der Wollläuse – inklusive Eier.


  • Schlupfwespen (Leptomastix dactylopii)Parasitieren gezielt die Eier und Jungstadien der Zitrusschmierlaus. Besonders wirksam in warmen, feuchten Gewächshausbedingungen.


  • Florfliegenlarven (Chrysoperla carnea)Auch als „Blattlauslöwen“ bekannt, fressen diese Larven nicht nur Blattläuse, sondern auch junge Wollläuse – schnell, effizient und mit hoher Beweglichkeit.


Nützlinge gegen Wollläuse

💡 Vorteil: Die Nützlinge arbeiten rund um die Uhr, hinterlassen keine Rückstände und passen sich an ihre Umgebung an. Sie können auch präventiv eingesetzt werden.

Bei starkem Befall oder bei gleichzeitiger Anwendung von Spritzmitteln sollte auf eine koordinierte Strategie mit dem Nützlingsanbieter geachtet werden.

6.2 Pflanzenbasierte Mittel: Neemöl und Kaliseife


Wenn der Nützlingseinsatz nicht möglich ist – z. B. bei Einzelpflanzen in Innenräumen – kannst du auf bewährte natürliche Wirkstoffe zurückgreifen.

Wenn der Einsatz von Nützlingen nicht möglich ist – etwa bei Einzelpflanzen im Innenraum, empfindlichen Arten oder in der frühen Befallsphase – bieten sich verschiedene pflanzenbasierte und kontaktwirksame Mittel an. Diese Präparate wirken mechanisch, hormonell oder neurotoxisch auf die Wollläuse, ohne die Umwelt übermäßig zu belasten.


Neemöl (Wirkstoff: Azadirachtin)


Ein bewährtes Mittel mit systemischer Wirkung. Es hemmt die Häutung, Fortpflanzung und Nahrungsaufnahme der Wollläuse und verhindert so langfristig deren Vermehrung. Die Wirkung tritt verzögert, aber nachhaltig ein.


Kaliseife (auch: Schmierseife)


Zersetzt die schützende Wachsschicht der Wollläuse, wodurch sie austrocknen und absterben. Besonders geeignet zur mechanischen Unterstützung – auch in Kombination mit Neemöl.


Rapsölpräparate


Rapsöl bildet einen dünnen Film auf der Oberfläche der Pflanze und legt sich auf die Atemöffnungen der Wollläuse. Dadurch ersticken die Schädlinge. Moderne Formulierungen (z. B. auf Basis von Repel-Öl oder Promanal) sind auch für empfindliche Pflanzen geeignet.


Orangenöl (d-Limonen)


Ein ätherisches Öl, das die Zellmembran der Insekten zerstört und sie in kurzer Zeit abtötet. Die Wirkung erfolgt schnell und ist besonders nützlich bei akutem Befall. Allerdings kann Orangenöl bei manchen Pflanzen (z. B. Farnen, Kakteen) zu Blattverätzungen führen – daher vorab an einer unauffälligen Stelle testen.


Naturpyrethrum (aus Chrysanthemenblüten)


Ein natürliches Insektizid, das auf das Nervensystem der Wollläuse wirkt und eine rasche Lähmung und den Tod verursacht. Pyrethrum zersetzt sich unter Lichteinfluss schnell, ist aber sehr effektiv in Kombination mit Rapsöl, das als Haftmittel fungiert. Achtung: Auch nützliche Insekten können geschädigt werden – daher gezielt und nur im Innenraum einsetzen.


Anwendungsempfehlung für Pflanzenöle und Kombi-Spritzungen:


  • Standardmischung für Spritzung (1 Liter):


    • 10 ml Neemöl

    • 5 ml Kaliseife

    • optional: 10 ml Rapsöl oder 5 ml Orangenöl (nur bei robusten Pflanzen)

    • gut mit warmem Wasser verschütteln, bei Bedarf mit Emulgator


  • Sprühintervall: Alle 5 bis 7 Tage über mindestens drei Wochen. Blätter vollständig benetzen, auch die Unterseiten und Triebverzweigungen. Nicht bei direkter Sonneneinstrahlung sprühen.


Wollläuse an Zimmerpflanzen

7. Chemische Mittel – wann du sie wirklich brauchst


Systemische Insektizide (z. B. Wirkstoffe wie Acetamiprid oder Spirotetramat) können in schwer zugänglichen Bereichen wie Wurzeln wirksam sein. Sie verteilen sich über den Pflanzensaft – und töten saugende Insekten ab.


Wichtig:


  • Nur bei starkem oder resistentem Befall anwenden


  • Anwendung im Freien oder mit guter Belüftung


  • Nicht mit Nützlingen kombinieren


  • Pflanzenschutzmittel mit Zulassung und geprüfter Wirkung wählen


8. Wollläuse an Zimmerpflanzen vs. Gartenpflanzen


In Innenräumen ist die Vermehrung der Wollläuse ganzjährig möglich. Gartenpflanzen sind eher saisonal betroffen – z. B. im Sommer bei Topfpflanzen oder Überwinterung im Gewächshaus.


Zimmerpflanzen:


  • Luftfeuchtigkeit regulieren

  • Keine Staunässe

  • Pflanzen regelmäßig abduschen


Gartenpflanzen (z. B. Oleander, Feige, Zitrus):


  • Vor dem Einwintern kontrollieren

  • Biologische Spritzungen vor dem Umzug ins Haus

  • Keine Überdüngung


9. Vorbeugung: So schützt du deine Pflanzen langfristig


  • Neue Pflanzen in Quarantäne halten (2–3 Wochen)


  • Regelmäßige Sichtkontrollen auch an schwer einsehbaren Stellen


  • Gesunde Standortbedingungen: Luft, Licht, Temperatur


  • Ausgewogene Düngung ohne Stickstoffüberschuss


  • Stärkungsmittel wie Pflanzenextrakte (Ackerschachtelhalm, Brennnessel) zur Immunstärkung

💡 Tipp: Ein gesunder Standort ist die beste Prävention gegen Schädlinge.

10. Experten-Tipps für nachhaltigen Pflanzenschutz


  • Führe ein Pflanzentagebuch, in dem du Düngung, Standortwechsel und Auffälligkeiten dokumentierst


  • Kombiniere Methoden – z. B. biologische Spritzungen + Nützlinge


  • Vermeide Monokulturen auf engem Raum (z. B. viele Palmen nebeneinander im Winterquartier)


  • Isoliere befallene Pflanzen sofort – auch bei kleinem Befall


11. Fazit: Dein individueller Bekämpfungsplan


Wollläuse sind kein Todesurteil für deine Pflanze – aber sie verlangen konsequentes, fachlich fundiertes Handeln. Entscheidend ist, dass du den Befall frühzeitig erkennst, die Ursache identifizierst und ein angepasstes Maßnahmenpaket umsetzt.


Für die meisten Hobbygärtner ist die Kombination aus:


  • mechanischer Entfernung,


  • biologischer Behandlung mit Neemöl oder Kaliseife,


  • ggf. gezieltem Nützlingseinsatz

💡 Merke dir: Je gesünder und stressfreier deine Pflanze, desto weniger Angriffsfläche bietet sie für Schädlinge wie Wollläuse.


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