Austriebsspritzung – Sinnvoll oder nicht? Der ultimative Ratgeber für einen effektiven Pflanzenschutz
- Maximilian Hecht
- 16. März
- 3 Min. Lesezeit
Die Austriebsspritzung ist eine bewährte Methode im Pflanzenschutz, um Obstbäume, Ziergehölze und Sträucher bereits im zeitigen Frühjahr vor Schädlingen zu schützen. Doch lohnt sich diese Maßnahme wirklich immer? Während die Austriebsspritzung sehr effektiv gegen überwinternde Schädlinge wie Blattläuse, Spinnmilben und Schildläuse sein kann, birgt sie auch Risiken, insbesondere für Nützlinge wie Marienkäfer, Schlupfwespen oder Florfliegen.
In diesem Ratgeber erfährst du, wann eine Austriebsspritzung sinnvoll ist, welche Schädlinge damit bekämpft werden können, welche Mittel geeignet sind und worauf du unbedingt achten solltest, um Schäden an deinen Pflanzen und der Umwelt zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist eine Austriebsspritzung und wann macht sie Sinn?
Die Austriebsspritzung ist eine gezielte Maßnahme zur Bekämpfung überwinternder Schädlinge an Gehölzen. Sie wird im frühen Frühjahr durchgeführt, wenn die Knospen schwellen, aber noch nicht vollständig geöffnet sind.
Eine Austriebsspritzung ist nur dann sinnvoll, wenn im Vorjahr ein starker Befall von Schädlingen festgestellt wurde. Der pauschale Einsatz auf alle Bäume und Sträucher ist nicht empfehlenswert, da er auch nützliche Insekten treffen kann.
Geeignete Schädlinge für die Austriebsspritzung:
Blattläuse (Eier)
Schildläuse
Sitkaläuse (Eier und erwachsene Tiere)
Spinnmilben (Eier)
Spanner (Jungraupen)
Wickler (Jungraupen)
Gespinstmotten (Jungraupen)

Wann ist eine Austriebsspritzung gerechtfertigt?
Wenn im Vorjahr ein sehr hoher Schädlingsbefall beobachtet wurde
Bei Pflanzen, die für starken Spinnmilben- oder Schildlausbefall bekannt sind
Falls Nadelbäume wie Blaufichten oder Lärchen stark befallen waren (z. B. Sitkalaus, Wollläuse)
Wann ist eine Austriebsspritzung nicht sinnvoll?
Bei nur geringem Schädlingsbefall im Vorjahr
Zur generellen Vorbeugung gegen Blattläuse – da diese sich im Sommer ohnehin neu ansiedeln
Gegen Krankheiten wie Mehltau oder Obstmade – Pilzkrankheiten oder später auftretende Schädlinge lassen sich nicht durch eine Austriebsspritzung bekämpfen

💡 Tipp: Eine Austriebsspritzung sollte nie aus reiner Vorsicht erfolgen, sondern nur nach gezieltem Befall im Vorjahr. |
2. Der beste Zeitpunkt für die Austriebsspritzung – Ein kleines Zeitfenster
Die Austriebsspritzung kann nur in einem sehr kurzen Zeitraum durchgeführt werden, der je nach Witterung nur wenige Tage bis maximal zwei Wochen umfasst.
Die richtige Phase der Knospenentwicklung für die Spritzung:
Knospenruhe (Winter bis Februar) → Kein Effekt, da die Schädlingseier noch geschützt sind
Knospen beginnen zu schwellen (März bis April) → Perfekter Zeitpunkt für die Austriebsspritzung
Mausohrstadium (erste Blattzipfel werden sichtbar) → Noch möglich, aber mit Vorsicht anwenden
Blätter entfalten sich vollständig (nach April) → Zu spät! Spritzmittel kann Blattschäden verursachen
💡 Achtung:
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3. Welche Mittel eignen sich für die Austriebsspritzung?
Die Auswahl des richtigen Spritzmittels ist entscheidend für den Erfolg der Behandlung. Besonders wichtig ist, dass umweltfreundliche Präparate eingesetzt werden, um Nützlinge nicht unnötig zu gefährden.
Ölhaltige Präparate gegen Schädlinge
Ölpräparate wirken mechanisch, indem sie die Eier und Larven mit einem feinen Ölfilm überziehen und so die Atmung blockieren.
Paraffinöl & Weißöl: Sehr effektiv gegen Schildläuse, Spinnmilben und Blattläuse
Rapsöl-Lösungen: Biologisch verträglich, schonender für Nützlinge
Fungizide gegen Pilzkrankheiten
Pilzsporen haften im Winter an Knospen und Trieben. Zur Bekämpfung eignen sich:
Kupferhaltige Spritzmittel: Vorbeugend gegen Monilia, Apfelschorf und Pfirsichkräuselkrankheit
Schwefelpräparate: Gegen Mehltau und andere Pilzkrankheiten
Natürliche Alternativen
Für einen umweltfreundlichen Pflanzenschutz können auch biologische Präparate eingesetzt werden:
Schachtelhalm- und Brennnesselbrühe – Fördert die Widerstandskraft der Pflanzen
Neemöl-Präparate – Wirksam gegen Insekten und milde Pilzhemmung
Essig- oder Natronlösungen – Können pilzhemmend wirken, müssen aber vorsichtig dosiert werden

💡 Tipp: Wer chemische Präparate verwendet, sollte darauf achten, dass sie für den biologischen Anbau zugelassen sind. |
4. Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Austriebsspritzung
Damit die Austriebsspritzung ihre volle Wirkung entfalten kann, sollte sie nach folgendem Schema durchgeführt werden:
Den richtigen Zeitpunkt wählen → Schwellen der Knospen bis erstes Mausohrstadium
Bäume und Sträucher vorbereiten → Totholz entfernen, Rinde abbürsten
Spritzmittel richtig dosieren → Herstellerangaben beachten
Gleichmäßig sprühen → Alle Knospen, Triebe und Äste gut benetzen
Wiederholung prüfen → Falls nötig, nach 10–14 Tagen eine zweite Spritzung durchführen
💡 Wichtig: Spritzungen mit Öl dürfen nicht bei Temperaturen unter 5 °C oder direkter Sonneneinstrahlung erfolgen! |
5. Häufige Fehler bei der Austriebsspritzung vermeiden
Zu früh oder zu spät spritzen → Verringert die Wirkung und kann Blattschäden verursachen
Falsche Dosierung → Zu hohe Konzentrationen führen zu Pflanzenschäden, zu niedrige wirken nicht richtig
Flächendeckende Anwendung → Auch Nützlinge werden getroffen, deshalb gezielt vorgehen
Nicht an die Witterung angepasst → Regen wäscht das Mittel ab, Frost kann die Pflanze schädigen
Fazit: Ist die Austriebsspritzung wirklich notwendig?
Die Austriebsspritzung ist eine effektive Maßnahme, um überwinternde Schädlinge zu reduzieren. Sie sollte jedoch gezielt und nicht flächendeckend angewendet werden, da sie auch Nützlinge treffen kann. Der beste Zeitpunkt ist kurz vor dem Austrieb, wenn die Schädlingseier besonders anfällig sind.
Mit der richtigen Strategie kann die Austriebsspritzung dazu beitragen, Bäume und Sträucher gesund zu halten und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Sommer zu reduzieren.
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